17. September 2021
Bernisches Historisches Museum
Das Projektteam trifft sich mit den Gästen
Esther Poppe (Künstlerin und Vermittlerin) und Izabel Barros
(Historikerin, intersektionale, dekoloniale Aktivistin) mit
dem Team vom Bernischen Historischen Museum – Aline Minder
(Leitung Bildung & Vermittlung, Ausstellungskuratorin
Gegenwart), Anna-Pierina Gozendi (Mitarbeit
Gegenwartskuration) und Samuel Bachmann (Kurator
Afrikasammlung) – zu einem Workshop mit dem Ziel, gemeinsam
über Möglichkeiten einer Kontextualisierung des Wandbildes im
Museum nachzudenken.
Input Esther Poppe (Foto: Vera Ryser)
Auf dem Helvetiaplatz vor dem Bernischen Historischen Museum lud
Izabel Barros zu einer «Lugar de Fala». In diesem Setting
leitete sie jede:n Workshopteilnehmer:in an, sich mit einem oder
mehreren Gegenständen vorzustellen und mit diesen Gegenständen
die eigene Position im dekolonialen Projekt zu situieren. Auf
dem anschliessenden Spaziergang ins Museum spielte Barros eine
Tonaufnahme der Präsentation von Tracy September für die
Blackbox im Sommer 2021 am Helvetiaplatz in Bern ab. Septembers
Beitrag enthielt wiederum Tonaufnahmen einer Demo gegen
Polizeigewalt in Nigeria (#EndSarsNow, 23. Oktober 2020), die
sie mit der Lesung einer von ihr umgeschriebenen Passage der
Statuten der Schweizerischen Gesellschaft von 1766 mischte. Die
Lesung des Texts stammt von Nongoma Ndlovu und Laura Flores.
Vor dem Gemäldezyklus von Albrecht Kauw (1670) im Untergeschoss
des Museums hielt Bernhard C. Schär einen Input zur Frage, wie
sich Berns Integration in die imperialistische Moderne ab ca.
1500 heute in der Dauerausstellung des BHM präsentiert und
welche Potentiale und Erwartungen sich daraus für eine
Ausstellung zum «Wandbild» ergeben. (Zum Handout)
Aline Minder und Anna-Pierina Gozendi gaben einen Einblick in
die Planung des Vermittlungsprogramms der nächsten Jahre und das
Vorhaben des Museums, die bestehenden Dauerausstellungen in
partizipativen Prozessen zu analysieren und zu befragen, bis zum
Moment, wo sie ausgeräumt werden und einem Vermittlungsformat
Raum geben, das aktuelle Fragen von Rassismus und der kolonialen
Geschichte Berns ins Zentrum rückt. Samuel Bachmann informierte
zu einem laufenden Provenienzforschungsprojekten und den
Herausforderungen für die Afrikanische Sammlung des Museums.
Esther Poppe stellte – basierend auf dem Buch Das Museum
verlernen (Hg. Weltkulturen Museum Frankfurt) und der
Beschreibung von Erfahrungen aus den von ihr mitentwickelten
Workshops «Störbilder» – die Frage ins Zentrum, wie
konfliktbehaftetes Kulturgut im Museum vermittelt werden kann
und soll. Worauf verweisen konfliktbehaftete Objekte: auf sich
selbst, auf ihre «Herkunft», auf (post-)koloniale Strukturen und
Deutungsmuster in Europa?
Input Izabel Barros (Foto: Vera Ryser)
Input Bernhard C. Schär (Foto: Vera Ryser)